Appell an Fahrer: Fuß vom Gaspedal

Norddeutsche Rundschau 13.09.2017

Kreisverkehrswacht Steinburg weist auf die Gefahren für Kinder auf dem Schulweg hin

Artikel in der Norddeutschen Rundschau vom 13.09.2017Damit Schulanfänger wie (v. l.) Julia (6), Ilaine (6) und Finn (6) sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen, bitten Wolfgang Wein (hinten l.) und Frank Albrecht von der Kreisverkehrswacht alle Erwachsenen um mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Foto: Rosenburg

Heiligenstedten/Itzehoe

Sie sind die Schwächsten unter den Verkehrsteilnehmern – und bald werden die Erstklässler ohne elterliche Begleitung ihren Schulweg antreten. „Wir empfehlen eine Begleitung in den ersten ein bis zwei Wochen, um den Schulweg zu üben“, sagt Frank Albrecht, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Steinburg. Und überwiegend werde das auch so praktiziert.

Doch damit die Jungen und Mädchen ebenso wie die älteren Schüler unversehrt zum Unterricht und wieder nach Hause kommen, appellieren Albrecht und Wolfgang Wein, Präventionsbeamter der Polizeidirektion Itzehoe und stellvertretender Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Steinburg, einmal mehr an alle Autofahrer, rücksichtsvoll zu fahren – gerade im Hinblick auf erste schwere Unfälle im Land seit Schuljahresbeginn. Die Kreisverkehrswacht wolle aber sowohl die Autofahrer als auch die Eltern sensibilisieren. „Polizei und Kreisverkehrswacht sorgen sich, denn die ersten Kinder sind jetzt morgens schon im Dunkeln zur Schule unterwegs.“ Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu dunkel gekleidet sind. „Sicherheit durch Sichtbarkeit“, betont Wolfgang Wein. Die Kreisverkehrswacht verteilt darum auch in Kindergärten und in den ersten Klassen Sicherheitswesten für die jüngsten Teilnehmer im Straßenverkehr. Eltern sollten darauf achten, ihre Sprösslinge auch entsprechend auszustatten. Und Eltern seien auch gefordert, sich am Lenkrad vorbildlich zu verhalten. „Wir beobachten viele Eltern, die schnell ihre Kinder zur Kita oder Schule fahren – und das mit Vollgas“, sagt Frank Albrecht, Lehrer an der Juliankaschule in Heiligenstedten. Darüber hinaus verstopften sie noch die Verkehrswege, statt sich in Fahrgemeinschaften zusammenzutun oder ihre Kinder öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu lassen.

Und natürlich seien auch die Schulen in der Pflicht. Verkehrserziehung nehme im Stundenplan immer geringeren Raum ein. Dabei sollen in der ersten Klasse 20 Stunden – mit Ampelführung durch die Polizei –, zehn Stunden in den Klassen 2 und 3 sowie wieder 20 Stunden in Klasse 4 inklusive Radfahrausbildung unterrichtet werden. Vor Jahren sei das Thema Handy und Mobbing mit in die Stundenplanung aufgenommen worden, was zwar wichtig sei, aber auf Kosten der Verkehrserziehung gegangen sei. Das bedauert Albrecht ebenso wie die Tatsache, dass es nach der Umstrukturierung der weiterführenden Schulen immer weniger Schüler- oder Buslotsen gebe. Ausbildungen älterer Schüler erfolgen lediglich noch in Glückstadt, Wilster, Kellinghusen, Hohenlockstedt und Schenefeld.

Damit die Sicherheit im Straßenverkehr trotzdem nicht ganz auf der Strecke bleibt, biete die Kreisverkehrswacht an den Schulen Aktionen an wie „Toter Winkel“ in Zusammenarbeit mit der Landesverkehrswacht oder „Achtung Aut“ gemeinsam mit dem ADAC. Erfolgreich sei auch die Busschulung in den 4. Klassen. Nach und nach, so Wolfgang Wein, wolle die Kreisverkehrswacht die Grundschulen für Übungszwecke auch mit Hallenfahrrädern ausrüsten. Gerne stelle die Kreisverkehrswacht auch Plakate und Banner zur Verfügung – so wie das, das an der Heiligenstedtener Grundschule deutlich macht: „Tempo runter, bitte! Schulanfang!“ Mit einer neuen Kampagne, die gerade in Vorbereitung sei, soll das Bewusstsein für mehr Rücksichtnahme bei Autofahrern noch vertieft werden. Und nicht zuletzt appellieren Albrecht und Wein auch an die Gemeinden, von Schülern bevorzugte Übergänge an Straßen besonders hervorzuheben, um gemeinsam eines zu erreichen: „Der Kreis Steinburg gehört zu den sichersten Kreisen im Land – und das soll auch so bleiben.“

Ilke Rosenburg