Hunde berühren Herz und Seele

Norddeutsche Rundschau 17.12.2018

Projekt gesichert: Weiterhin Therapeuten auf vier Pfoten für „auffällige“ Kinder an der Julianka-Schule

Artikel in der Norddeutschen Rundschau vom 17.12.2018
Wecken Selbstwertgefühl bei Kindern aus der Julianka-Schule: Die Golden Retriever von Therapeutin Nicole Weiss. Foto: Mehlert

Heiligenstedten

Seit fünf Jahren arbeitet Nicole Weiss mit ihren Begleithunden auf therapeutischer Ebene mit „auffälligen“ Kindern der Julianka-Schule in Heiligenstedten. „Dieses Angebot ist längst zu einem wichtigen Bestandteil an unserer Schule geworden und nicht mehr wegzudenken“, sagt Schulleiterin Constanze Reimers. Dank dieser Therapie, die bislang über Spenden finanziert wurde, habe schon vielen Kindern geholfen werden können. „Nun aber mussten wir uns nach einer neuen Finanzierungsmöglichkeit umsehen“, erklärt die Schulleiterin, die vergeblich auf Unterstützung durch den Förderverein hoffte. Trotzdem ist die Fortführung der Therapie möglich, dafür sorgt der Schulträger. „Das Amt Itzehoe-Land hat uns eine unbefristete Finanzierung zugesichert“, freut sich Reimers – wohl wissend, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.

Allerdings habe man den leitenden Verwaltungsbeamten Volker Tüxen schnell von den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten eines Therapiehundes überzeugen können. In enger Absprache zwischen Lehrern und Eltern kommen Kinder einmal wöchentlich zum „Stützpunkt für tiergestützte Therapie, Intervention und Aktion“ nach Hohenlockstedt, wo Nicole Weiss geeignete Räume bietet. „In meiner Praxis haben die Kinder ihre Privatsphäre und viel Ruhe“, sagt die gelernte Krankenschwester. Eine tiergestützte Therapie rufe bei Kindern mit heftigen Defiziten eine extrem große Freude hervor, so Weiss. „Zudem werden die Sinne, Konzentration, Gemeinschaft, das soziale Miteinander und die Arbeitsbereitschaft gefördert, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl werden gestärkt und Versagerängste bewältigt.“ Die Therapeutin unterstreicht: „Es gibt immer spezielle Situationen im Leben eines Kindes, die es auffällig werden lassen.“ Mal seien es Schwierigkeiten zu Hause, mal Handicaps oder ein tiefgreifender Verlust. „Wir hatten auch Kinder, die nach ihrer Flucht aus Kriegsgebieten in Therapie waren“, ergänzt Reimers.

„Einige Kinder kennen auch keine Distanz oder ihnen fehlt der nötige Respekt – andere dagegen haben Blockaden auf emotionaler Ebene“, ergänzt Weiss. Ihre zu Therapiehunden ausgebildeten Golden Retriever könnten die Brücke zu dem Kind bilden, damit es sich wieder für sich selbst, Angehörige oder den Therapeuten öffnen kann. „Ich kann zusammen mit meinen Hunden das Kind in seiner eigenen Welt ein kleines Stück stärken, indem die Seele und das Herz berührt werden.“

Wichtig sei es daher, dass der Hund wertfrei und mit Freude auf sein Gegenüber zugehe. Ebenso wichtig sei es auch, auffällig gewordenen Kindern wieder eine Struktur zu geben. Und das machen Weiss und ihre fünf vierbeinigen Co-Therapeuten auf ganz spielerische Art. „Bei mir müssen die Kinder gar nichts können – nur so tauen sie insbesondere emotional irgendwann auf.“ Bis ein Kind jedoch die Therapie verinnerlicht habe, vergingen meist etwa sechs Monate, berichtet sie. Aber es lohne sich. Schulleiterin Reimers unterstreicht: „Davon profitiert auch das Umfeld des therapierten Kindes – Familie, Freunde, Lehrer und die ganze Klasse.“ Weiss stimmt zu: „Dadurch lässt sich eine neue Lebensqualität schaffen.“

km