Norddeutsche Rundschau 06.05.2011
Seit 1997 gibt es die deutsch-tansanische Schulpartnerschaft zwischen
Julianka und Leguruki / Morgen großer Afrika-Tag mit Programm ab 10.30 Uhr Foto: Herold
Heiligenstedten
„Wir lernen, und wir helfen.“ So fasst Michael Herold den Sinn der Schulpartnerschaft der Julianka-Schule in Heiligenstedten und der Leguruki-Primary-School im Norden Tansanias zusammen. Der Diplom-Grafik-Designer hatte 1997, als sein Sohn in die erste Klasse der Julianka-Schule eingeschult worden war, die Idee einer Schulpartnerschaft entwickelt.
Nach einem Besuch des Missionszentrums der Nordelbischen Kirche (NMZ), gemeinsam mit dem ehemaligen Schulleiter Jürgen Hennings, stellte das NMZ damals den Kontakt zur Leguruki-Schule in der Nähe des Kilimandscharo her. Die Leguruki-Schule besuchen etwa 600 Schüler und Schülerinnen, die in den Klassenstufen eins bis sieben von zwölf Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden.
Seither wurden viele Briefe zwischen den Schülern hin und her geschrieben, Bilder geschickt und auch einige Besuche von Schulleitung und Lehrern gemacht. „Die deutschen Besucher haben ihre Reisekosten privat finanziert, umgekehrt konnten sich das die tansanischen Freunde nicht leisten. Ihre Gegenbesuche hat daher der Kirchliche Entwicklungsdienst unterstützt“, erklärt Herold.
In Tansania herrscht Bedarf am Allernötigsten. „In der Monsunzeit drang Feuchtigkeit durch die undichten Dächer und Zugluft durch die defekten Fenster. Dadurch waren viele Kinder oft krank und fehlten im Unterricht. Und Medikamente können sich die meisten Menschen nicht leisten“, berichtet Michael Herold. „Deshalb haben wir als erstes alle Fenster neu verglast und mit Fördergeldern der Bingo-Umwelt-Lotterie alle Gebäude mit einem neuen Dach versehen.“
Durch die Partnerschaft konnte auch der schuleigene Brunnen saniert werden, so dass die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sichergestellt ist. Außerdem wurde die Schule mit zwei Energiespar-Öfen zu je 500 Euro ausgestattet. „Wir legen großen Wert darauf, einheimische Materialien und einfache Technik zu verwenden“, erläutert Herold den Hilfsansatz. „Wenn Material und Technik nicht vor Ort gewartet oder repariert werden können, entstehen neue Abhängigkeiten. Zudem werden mit der Umsetzung vor Ort in Tansania Arbeitsplätze gesichert und die Währung wird gestärkt.“ Doch nicht nur die Infrastruktur wird gefördert. „Am Anfang unserer Partnerschaft mussten sich in Leguruki acht Kinder ein Buch teilen. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass nur noch zwei Schüler ein Buch gemeinsam nutzen müssen“, bericht Herold. „Damit jedes Kind sein eigenes Buch hat, benötigen wir noch 4000 Euro.“ Ein Bruchteil davon ist erforderlich, um besonders armen Kindern oder Waisen den Besuch der Secondary-School, der weiterführenden Schule, zu ermöglichen. „Solch eine Patenschaft kostet 300 bis 400 Euro für Schulgebühren pro Jahr, aber man sollte diese Patenschaft bis zum Schulabschluss des jeweiligen Kindes führen, also vier bis fünf Jahre: Für die Gebühren können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden!“ Wem das zu viel Geld ist, für den hat Michael Herold einen Tipp parat: „Man kann sich für eine solche Patenschaft auch mit Verwandten oder seinen Freunden zusammentun.“ Die vielfach privaten Sponsoren haben elf Kindern schon zum Abschluss der weiterführenden Schule verholfen, vier von ihnen studieren heute. Zwei Frauen wurde zudem eine Lehrerausbildung finanziert. Aktuell werden sieben Schüler gefördert, aber es liegt eine lange Liste weiterer hilfsbedürftiger Kinder vor. „Eine Patenschaft lebt ja nicht vom Helfen allein“, stellt Michael Herold fest, „sondern von der Begegnung und dem Kennenlernen“.
Durch die Einbindung in den alltäglichen Unterricht gelingt es, den Kindern der Julianka-Schule ganz anschaulich und lebendig zu vermitteln, wie Menschen woanders leben. Sie können so ein Verständnis für andere Kulturen entwickeln, wie Menschen woanders leben. Dazu haben in den vergangenen Jahren der Austausch von Briefen, Bildern und sonstigen Schülerarbeiten, die Organisation von Projekttagen sowie Dia-Vorträge, und vor allen Dingen die Besuche der Partner und die Begegnung, beigetragen. Die Schulpartnerschaft soll auch zeigen und vorleben, dass eine andere Hautfarbe nichts Trennendes zwischen Menschen sein muss. Durch die Einbeziehung der Schüler wird gemeinsam ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gesetzt.
Das nächste Projekt ist der Aufbau eines „Clasters“, eines Schul- und Gemeindehauses mit Versammlungsraum und Bibliothek.
>Spendenkonto: Kirchengemeinde Heiligenstedten, Konto 70 90 986, Stichwort „Claster“, BLZ 200 500 20 Sparkasse Westholstein
Manfred Keil – Pressesprecher Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf