Norddeutsche Runschau 27.06.1016
Brandschutz live: Birte Solterbeck von der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstedten Bekmünde zeigt Niko Voß, Kieran Schröder, Michel Schimmelman und Karan Tatari (v.l.) wie es geht. Foto: Ruff
Heiligenstedten
Es brennt im Klassenzimmer in der Julianka-Schule in Heiligenstedten (Kreis Steinburg). Aber zum Glück nur ein bisschen. Der achtjährige Niko Voß mach das, was sonst in der Schule meist verboten ist: Feuer. Und das sogar unter den Augen der Feuerwehr. Denn die Schüler sollen durch eigenes Ausprobieren lernen, wie Brandschutzerziehung funktioniert.
In der Grundschule gibt es deswegen eine Premiere: Zum ersten Mal wird ein Satz der Dr. Schenzer- Versuchskoffer einem Praxistest unterzogen. 16 dieser Koffersets hat der Landesfeuerwehrverband mit Unterstützung der Provinzial anschaffen können, 16 weitere auf eigene Kosten. Nun sind sie im ganzen Land verteilt worden.
Verantwortlich für das Set im Kreis Steinburg ist Matthias Pieper. Der Fachwart für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung weist die Kinder ein. „Sie sollen lernen, kontrolliert mit Feuer umzugehen“, sagt der Feuerwehrmann. Die Koffer sind vollgepackt mit Streichhölzern, Sägespänen, Asche, Feuerzeug, Kerzen, Backpulver und vielem mehr. „Die Lehrer können die Koffer bei ihrem Kreisfeuerwehrverband anfordern – und die Schüler unter ihrer Aufsicht verschiedene Versuche machen lassen“, sagt Pieper. So werde die Brandschutzerziehung in den Klassen 3 und 4 vielfältiger, die Kinder lernen darauf aufbauend, wie die Feuerwehr ein Feuer löscht und was für Ausstattung sie dafür benötigt.
So wie Manik, Colin und Max, die ein Teelicht entzünden. „Das habe ich schon mal zu Hause gemacht – aber immer nur wenn ein Erwachsener dabei war“, sagt Manik. Er stülpt ein Glas über das Teelicht, das wenige Sekunden später erlischt. „Weißt Du, warum das passiert?“, fragt ihn Brandschutzerzieher Thorsten Panskus. Der Achtjährige überlegt einen Moment, sieht dann auf sein Aufgabenheft und sagt: „Weil das Feuer keine Luft mehr bekommt.“ Und schon weiß Manik ein bisschen mehr darüber, wie die Feuerwehr arbeitet. „Es geht nicht darum, die Kinder vom Feuer fernzuhalten, sondern ihnen zu verdeutlichen, wann ein schönes Feuer – etwa von einer Kerze – zu einem bösen Feuer werden kann“, sagt Panskus.
Nach 45 Minuten experimentieren werden die Versuche besprochen. Den Schülern hat es sichtbar Spaß gemacht – auch beim mehrmaligen Hantieren mit offenen Flammen sind sie vorsichtig geblieben. Und wenn es zu Hause einmal brennen sollte – dann wissen Niko Voß und all die anderen, dass sie das Feuer nicht alleine löschen sollen, sondern „immer einen Erwachsenen oder die Feuerwehr rufen. Dass man die 112 wählt, wusste ich schon im Kindergarten.“
Kai Müller